Während des Sports ist es schnell passiert: Man tritt falsch mit dem Fuß auf und knickt um. Häufig kommt es dabei zu einer gewaltsamen Überdehnung der Bänder im Fußgelenk — in den meisten Fällen im oberen Sprunggelenk (OSG), das stets einer großen Belastung ausgesetzt ist und sich daher anfällig zeigt für Verletzungen. Zwischen 20 und 40 % derartiger Sportverletzungen (Sportdistorsion) führen bei Betroffenen nicht nur zu einer akuten Instabilität im Sprunggelenk, sondern darüber hinaus auch langfristig zu einer chronischen Instabilität des Sprunggelenks (engl.: „ankle instability“).
Chronisch wird die Sprunggelenksinstabilität dann, wenn über einen längeren Zeitraum von mindestens 6 Monaten das OSG unzureichend von den umliegenden Bändern (Ligamente) und Muskeln stabilisiert wird.
Die Symptome, mit denen sich Instabilitäten im Sprunggelenk bemerkbar machen, können vielseitig ausfallen:
Einer chronischen Instabilität des Sprunggelenks liegen verschiedene Ursachen zugrunde, in jedem Fall geht die Funktion der Bänder verloren, direkt oder indirekt stabilisierend auf das Gelenk zu wirken. Verletzt ist dabei häufig der Außenbandapparat, der sich im Bereich der Gelenkkapsel des OSG befindet. Er setzt sich aus dem vorderen, hinteren und mittleren Außenband zusammen. Seltener ist das Innenband (Deltaband) verletzt. Auch ohne den Einsatz von Muskelkraft halten die Bänder das Sprunggelenk normalerweise in der richtigen Position. Aus dem Grund werden sie „passive Stabilisatoren“ genannt, obwohl sie durch im Band eingewebte Rezeptoren auch aktiv die muskuläre Stabilisierung mit steuern helfen (Proprioception).
Eine weit verbreitete Ursache für die Beeinträchtigung dieser Bänder ist eine Verletzung des Sprunggelenkes (Sprunggelenksdistorsionen). Vor allem bei Sportlern ist ein Umknicken über den Außenknöchel (Supination) nicht selten. Häufige Folge: eine Bänderzerrung (bzw. Bänderdehnung) oder gar ein Bänderriss im Sprunggelenk (Bandruptur). Erfolgt die Behandlung nicht ordnungsgemäß oder wird die notwendige Ruhigstellung nicht beachtet, kann die vollständige Heilung und Wiederherstellung der Bandstabilität nicht gewährleistet werden. Bei einer fehlerhaften oder unvollständigen Verheilung ist eine Erschlaffung der Bänder möglich — das heißt, sie wachsen zu locker wieder zusammen. Die stabilisierende Funktion der Bänder fällt weg; der Betroffene leidet nun unter einer dauerhaften und damit chronischen Sprunggelenksinstabilität.
Auch nach wiederholten Überdehnungen bzw. Überstreckungen oder Verdrehen eines oder mehrerer Bänder ist häufig eine Knöchelinstabilität die Folge. Neben diesen erworbenen gibt es darüber hinaus angeborene Faktoren, etwa eine Bandschwäche (Laxität) oder selten auch ein überbeweglicher Knöchel (Knöchelgabel- / Syndesmoseninstabilität).
Nicht nur die akuten Symptome beeinträchtigen die Lebensqualität des Patienten. Darüber hinaus kommt es bei einer unbehandelten Instabilität des Sprunggelenkes zu weiteren gesundheitlichen Folgen. Besonders groß ist die Gefahr weiterer Verletzungen (insbesondere Knorpelverletzungen) durch sich wiederholendes Umknicken.
Außerdem können Fehlstellungen des Fußes entstehen, die eine einseitige Belastung der Gelenke im Fuß nach sich ziehen. Die Konsequenz ist ein vermehrter Verschleiß des Gelenkknorpels, also Arthrose im Sprunggelenk, die wiederum erhöhte Komplikationen und Schmerzen für den Patienten bedeutet. Deshalb ist eine rechtzeitige Behandlung eines instabilen Sprunggelenkes dringend anzuraten.
Je nach individueller Lage kann entweder eine konservative oder eine operative Behandlung den Beschwerden des Patienten Linderung verschaffen. Welche Therapie eingeleitet werden sollte, hängt unter anderem von dem jeweiligen Schweregrad der Instabilität im Sprunggelenk ab. Dieser wird auf klinische sowie radiologische Weise ermittelt. Je mehr und je stärker Bänder betroffen sind, desto instabiler ist das obere Sprunggelenk (OSG).
Im Vergleich mit dem anderen Fuß des Patienten prüft der behandelnde Arzt im sogenannten Schubladentest die Bandstabilität des Sprunggelenkes. Wird zusätzlich eine radiologische Untersuchung durchgeführt, gibt die Lage des Talus einen weiteren Hinweis darauf, wie schwerwiegend die Lage ist. Der Talus ist ein kurzer Knochen im Sprunggelenk, der sich zwischen Knöchelgabel (Malleolengabel) und Fersenbein befindet. Er stellt die Verbindung des Beins mit dem Fuß dar. Insgesamt erlaubt das Verfahren eine Einteilung in verschiedene Schweregrade.
Im Rahmen einer konservativen, nicht-operativen Behandlung ist eine Physiotherapie möglich. Werden im gezielten, stetigen Training die Fuß- und Unterschenkelmuskulatur trainiert, lässt sich die Instabilität im Sprunggelenk durch die Kräftigung der umliegenden Muskeln und durch eine erhöhte Koordination evtl. bis zu einem gewissen Grade kompensieren.
Auch das Tragen einer Schiene und speziellen Schuhwerks gehören häufig zu den konservativen Maßnahmen. Tapes können auch am Sprunggelenk verwendet werden, um das Risiko umzuknicken zu minimieren, vor allem bei sportlichen Aktivitäten.
In der Periode der konservativen Therapie erfasst der Patient idealerweise genau, wie häufig es noch zum Umknicken kommt. Erst wenn ein Umknicken ganz vermieden werden kann, gilt die Behandlung als erfolgreich.
Führt eine konservative Behandlung selbst nach mehreren Monaten nicht zum gewünschten Erfolg und damit zur ausreichenden Stabilisierung durch die Muskulatur, sollte ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Das Ziel einer Operation ist es, die Stabilität des oberen Sprunggelenks (OSG) durch funktionierende Außenbänder wiederherzustellen.
In einer operativen Bandrekonstruktion können gelockerte Außenbänder manchmal mittels einer minimalinvasiven OP wieder fixiert werden. Ist das betroffene Band jedoch bereits zu ausgedünnt, wird über einen offenen Hautschnitt operiert, um Verknöcherungen am vernarbten Außenband zu entfernen. Für die Rekonstruktion findet entweder Knochenhaut vom Wadenbein oder ein Bindegewebsstreifen (Fascie/Retinakulum) oder seltener eine Sehne aus der Wade (Plantarissehne) Verwendung. Kunststoffbänder (engl: „internal brace“) werden praktisch nicht mehr verwendet.
Bei der Innenbandrekonstruktion ist häufiger zu der eigentlichen Bandraffung / Doppelung auch die gelockerte bzw. überdehnte hintere Schienbeinbeugesehne mit zu behandeln.
Liegt bei dem Patienten eine durch die chronische Instabilität im Sprunggelenk bedingte Fehlstellung vor, ist zudem eine Umstellungsosteotomie am Sprunggelenk (Knochenkorrektur) notwendig. In Nachbehandlung der Operation führt der Patient eine mehrwöchige Physiotherapie durch.
Ist es im Krankheitsverlauf der chronischen Instabilität des Sprunggelenks bereits zu einer Arthrose (Knorpelschäden im Gelenk) gekommen, wenden Sie sich am besten an den führenden Sprunggelenk-Spezialisten Dr. Boack. Ob Umstellungsosteotomie, Knorpel-Repair, die Versteifung des Sprunggelenks oder das Einsetzen einer Sprunggelenksprothese: Dank langjähriger Erfahrung und umfassender Expertise führt Dr. Boack nach einer sorgfältigen Diagnose die für Ihren Fall optimale Operation mit höchster Präzision und Sicherheit durch.
Stellen Sie Ihre Fragen rund um die Behandlung gern an unsere Ansprechpartner aus dem Fuß- und Sprunggelenk-Zentrum in Berlin.
Unser Service-Team berät Sie gern persönlich und individuell. Sie erreichen uns telefonisch oder auch über das Kontaktformular.